„Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert. Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“
So lautet mein ultimatives Lieblingszitat, in dem Viktor Frankl auf die große Bedeutung und Tragweite einer Lebensaufgabe - die aus der logotherapeutischen Sicht gleichzeitig auch als Sinn des Lebens bezeichnet werden kann - hinweist.
Eine solche (konkrete) Lebensaufgabe – die für jeden Menschen unterschiedlich ist, da diese immer individuell und situationsgebunden ist - kann demnach zweierlei große Bedeutung haben: nämlich in psychotherapeutischer und psychohygienischer Hinsicht. Sie ermöglicht dem Menschen Hindernisse in Kauf zu nehmen und diese zu überwinden und sowohl äußeren Umständen und Schwierigkeiten als auch inneren Beschwerden wie Ängsten zu trotzen und damit auch sich selbst zu überwinden.
Ein Mensch, der nach Sinn sucht und strebt…

Das Ausgerichtetsein auf einen Sinn - auf den Logos - gibt uns Kraft, Mut und Zuversicht, die uns zugedachte Lebensaufgabe zu verwirklichen. Eine bewusste, sinn-orientierte Einstellung mobilisiert die geistigen Kräfte des Menschen, macht ihn nachhaltig belastbar und widerstandsfähig.
Ein Mensch, der nach Sinn sucht und strebt, bekommt als Nebeneffekt Gewinne für sich, so etwas wie Glück, Freude, Lust – als eine Art „Nachhall einer Sinnerfüllung“, der allerdings nicht direkt angestrebt werden kann – stellt Elisabeth Lukas, die bekannteste Schülerin von Viktor Frankls, in einem ihrer Vorträge über Logotherapie (1991) fest und setzt weiter fort:
„Der Sinn liefert den Grund für das Glücklichsein. Das Dasein für etwas oder für jemand, die Hingabe an eine Aufgabe, das Engagement für ein Werk, das sinnvoll ist oder die Hingabe an andere Menschen, die man liebt, die einem nahe stehen, für die man sich einbringt. Das alles bewirkt als Nebeneffekt so etwas wie Glück und Erfolg.“
Die lebensverlängernde Wirkung eines als sinnvoll empfundenen Lebens
Über weitere positive Auswirkungen der Sinn-Ausrichtung berichtet die Plattform Wissenschaft Aktuell in ihrem Beitrag: „Wer seinem Leben einen Sinn gibt, lebt länger“. Demnach zahlt es sich in vielerlei Hinsicht aus, konkrete, selbstbestimmte Ziele zu verfolgen, da diese sich positiv auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken:
„Wer davon überzeugt ist, ein sinnvolles Leben zu führen, ist körperlich und geistig gesünder und lebt länger als andere. Das bestätigen jetzt amerikanische Mediziner in einer Studie mit älteren Menschen. Demnach ist der positive Effekt umso größer, je klarer der Lebenssinn erkennbar war – auch unabhängig vom generellen Wohlbefinden“ - erklären die Forscher im Fachblatt „JAMA Network Open“ .
Entzündungshemmend und stressdämpfend
An der 1992 angelaufenen Langzeitstudie der University of Michigan in Ann Arbor nahmen knapp 7000 US-amerikanische Männer und Frauen im Alter zwischen 51 und 61 Jahren teil. Im Jahr 2006 wurde durch einen psychologischen Fragenkatalog ermittelt, in welchem Maß auf einer Skala von 1 bis 6 die Probanden einen Sinn in ihrem Leben sahen.
Die Sterbewahrscheinlichkeit für diesen Zeitraum war bei denjenigen mit den geringsten Werten (1–3) für einen Lebenssinn mehr als doppelt so hoch als wie bei jenen mit dem höchsten Wert (6).
Ein ähnlicher Zusammenhang ergab sich zwischen Lebenssinn und der Wahrscheinlichkeit, an einer Herz- und Gefäßkrankheit zu sterben.
Zu den möglichen Mechanismen, die den nachgewiesenen Zusammenhang erklären könnten, zählt ein wahrscheinlich entzündungshemmender und stressdämpfender Effekt bei psychischem Wohlbefinden, wozu ein als sinnvoll empfundenes Leben beiträgt.